Startup-Geschäftsklima geht zurück, Finanzierungen werden verschoben | Viele Startups stellen dennoch weiter ein
Berlin, 15.08.2023
Startup-Geschäftsklima geht zurück, Finanzierungen werden verschoben – viele Startups stellen dennoch weiter ein
Mit 1.825 befragten Unternehmen ist der Deutsche Startup Monitor die umfassendste Befragung von Startup-Gründer:innen in Deutschland. Nun liegen erste Daten zur Bewertung der Geschäfts- sowie Investmentlage vor.
Die Kernergebnisse:
- Schlechte Stimmung: Das Startup-Geschäftsklima geht weiter zurück und liegt mit 38,1 Punkten auf dem zweittiefsten Stand nach dem Pandemie-Schock im Jahr 2020. Die Geschäftserwartung steigt leicht an, liegt aber noch immer unter dem Wert von 2021.
- Finanzierungen wackeln: Nur 15 Prozent aller Gründer:innen bewerten die Investmentbereitschaft von Business Angels und VC-Fonds derzeit als gut. 23 Prozent aller Startups haben eine geplante Finanzierungsrunde verschoben und es ist ein stärkerer Fokus auf Profitabilität zu beobachten.
- Resistenter Jobmotor: Lediglich 15 Prozent aller befragten Startups haben im letzten Jahr Stellen abgebaut – 56 Prozent dagegen sogar weiter eingestellt. Berliner Unternehmen verzeichnen allerdings einen stärkeren Rückgang.
Die aktuell angespannte gesamtwirtschaftliche Lage schlägt sich auch im Startup-Ökosystem auf die Stimmung nieder. Das im Deutschen Startup Monitor ermittelte Startup-Geschäftsklima geht analog zum ifo-Geschäftsklima weiter zurück und liegt auf dem zweittiefsten Stand nach dem Pandemie-Schock im Jahr 2020.
Gerade das veränderte Zinsumfeld sowie die Inflation stellen viele Startups vor besondere Herausforderungen. Die Geschäftserwartung, also der Blick in die Zukunft, ist zwar leicht angestiegen, das Stimmungsbild ist unterm Strich vor allem von großer Unsicherheit geprägt: 65 Prozent aller Startups fällt es derzeit schwer, eine Einschätzung zur zukünftigen Geschäftsentwicklung zu treffen.
Wichtige Quelle dieser Unsicherheit ist der Finanzierungssektor. Die Investments in deutsche Startups sind zuletzt deutlich zurückgegangen, auch wenn sie immer noch über dem Vor-Corona-Niveau im Jahr 2020 liegen. Der aktuelle Negativtrend lässt sich vor allem durch das Ausbleiben größerer Finanzierungsrunden erklären: So gab es im Jahr 2023 noch keine Finanzierungsrunde über 250 Millionen Euro – im Rekordjahr 2021 insgesamt 8, 2022 immerhin 4. Entsprechend bewerten die Gründer:innen auch die Investmentbereitschaft – fast die Hälfte hält sie für schlecht und nur 15 Prozent bewerten die aktuelle Investmentbereitschaft von Business Angels und VC-Fonds als gut.
Angesichts der großen Unsicherheit und der angespannten wirtschaftlichen Lage passen Startups ihre Strategien an – aktuell ist Profitabilität wichtiger als Wachstum. Zudem planen Startups vorsichtiger: Jedes dritte Startup reduzierte die Neueinstellungen und hat Finanzierungspläne angepasst.
Allen Widrigkeiten zum Trotz stottert der Jobmotor Startups insgesamt noch nicht und viele Unternehmen stellen weiter ein. Lediglich 15 Prozent aller befragten Startup haben im letzten Jahr Stellen abgebaut – demgegenüber stehen 56 Prozent mit einer gestiegenen Anzahl an Mitarbeitenden. Eine wichtige Ausnahme ist dabei der Startup Hotspot Berlin, in dem ein Viertel aller Startups geschrumpft sind.
Christian Miele (Vorstandsvorsitzender Startup-Verband)
„Die gesamtwirtschaftliche Lage geht auch an deutschen Startups nicht spurlos vorüber. Angesichts eines sinkenden Geschäftsklimas und wachsender Unsicherheit brauchen wir in Deutschland mehr Fokus auf Zukunftsthemen, um die Innovationsflaute abzuwenden. Startups sind die Unternehmen der Zukunft und können die konjunkturelle Wende anschieben. Die Bundesregierung muss Startup-Themen mit mehr Priorität vorantreiben. Das gilt zum Beispiel für das Zukunftsfinanzierungsgesetz, auf das deutsche Startups schon lange warten – es sollte nun zügig verabschiedet werden.“
Florian Nöll (Partner bei PwC Deutschland)
„Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich Startup-Unternehmer im Angesicht der Krise behaupten. Sie wissen: Untätigkeit und die Angst vor harten Entscheidungen sind der sichere Weg in den Misserfolg. Auf eine veränderte Situation reagieren Gründer:innen schnell und entschlossen. Wir brauchen in Deutschland insgesamt diese Startup-Mentalität innovativer Gründer:innen, die Probleme optimistisch und umsetzungsstark angehen. ”
Den Report gibt es hier.
Zum Report:
Bei der Veröffentlichung handelt es sich um eine Auskopplung des Deutschen Startup Monitors 2023, die vor der Veröffentlichung der gesamten Studie am 25.09.2023 erschienen ist. Sie stellt die Bewertung der aktuellen und zukünftigen Geschäfts- sowie Investmentlage und Strategien der im Rahmen des Deutschen Startup Monitors 2023 befragten Startups dar.
Mit 1.825 befragten Unternehmen ist der Deutsche Startup Monitor die umfassendste Befragung von Startup-Gründer:innen in Deutschland und wird jährlich vom Startup-Verband in Kooperation mit dem Partner und Mitherausgeber PwC Deutschland veröffentlicht.
Über PwC:
PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 250.000 Mitarbeiter in 158 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen, branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.
Die Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften. Weitere Details unter www.pwc.com/structure.
Über den Startup-Verband:
Der Startup-Verband hat knapp 1.200 Mitglieder und wurde im September 2012 in Berlin gegründet. Der Verein ist der Repräsentant und die Stimme der Startups in Deutschland. Er vertritt die Interessen, Standpunkte und Belange von Startup-Unternehmen gegenüber Gesetzgebung, Verwaltung und Öffentlichkeit. Der Startup-Verband wirbt für innovatives Unternehmertum und trägt die Startup-Mentalität in die Gesellschaft. Der Verein versteht sich als Netzwerk der Startups in Deutschland.